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Kapitel 2.3

 

Kapitel 2: Das Wesen der astrologischen Symbole

 

Der Unterschied zwischen symbolischen Handlungen und magischen Ritualen

 

Der kleine Junge, der Blutbrüderschaft mit seinem Freund schließt, gibt damit "feierlich" ein besonderes Versprechen. (Auch wenn er noch sehr klein ist und alles sehr spielerisch abläuft, fühlt er doch irgendwie, daß es etwas Besonderes ist, was er da tut.) Er fühlt sich durch die Handlung in einer besonderen Weise an seinen Freund gebunden. Sich an dieses Versprechen nicht zu halten, wäre eine Art Verrat, irgendetwas wäre "entweiht". - Auch für einen erwachsenen Indianer, der mit einem Freund Blutsbrüderschaft schließt, ist dieser Bund in einem gewissen Sinn "heilig".

Das Schließen einer Blutsbrüderschaft ist eine symbolische Handlung. Sie ist eine besondere Art "Zeichen". Die Vermischung der beiden Blutstropfen drückt etwas aus, ist ein Sinnbild für das, was mit Blutsbrüderschaft gemeint ist: "Wir sind jetzt 'blutsverwandt'." Anstelle einer solchen symbolischen Handlung könnte man auch, ganz nüchtern, einen Vertrag schließen. So würden heutzutage Erwachsene vielleicht auch eher handeln. (Welche Männer schließen heutzutage noch Blutsbrüderschaft ... ?)

 

Warum genügt es den Indianern nicht, sich einfach, mit Worten, gegenseitig zu versprechen, daß sie einander nun wie "Brüder" behandeln wollen? Warum vollziehen sie eine solche symbolträchtige Handlung? Irgendwie haben sie offensichtlich das Gefühl, daß eine solche Handlung eine Art "Kraft" hat, die zumindest in der Seele dieser beiden Männer wirkt, die sich dadurch nämlich besonders stark aneinander gebunden fühlen.

 

Auch wir "aufgeklärten" und rational denkenden Menschen haben das Bedürfnis, wichtige Momente im Leben durch symbolische Handlungen zu bekräftigen. Denken wir an eine Eheschließung: Auch wenn das Paar sich nicht "kirchlich" trauen läßt, und damit das aus der Religion erwachsende Ritual vollzieht, ist mit einer Trauung ein Zeremoniell verbunden. Rein rechtlich würde es genügen, daß man einen Vertrag unterschreibt wie beim Abschluß einer Lebensversicherung.

 

Wenn ich kleine Kinder beobachte, die sich gegenseitig "schwören", dies oder jenes getan oder nicht getan zu haben, obwohl sie ganz und gar nicht verstehen, was ein "Schwur" eigentlich ist, dann wird mir immer wieder bewußt, wie "ursprünglich" der Sinn für Symbole ist.

 

Symbole (und symbolische Handlungen) sind allerdings "nur" Zeichen, sie bewirken nicht direkt etwas: Das Mischen der beiden Blutstropfen zwingt ja die beiden Männer nicht, sich jetzt immer gegenseitig zu helfen oder sich immer wie echte Brüder zu verhalten. Im Gegenteil: Diese Handlung würde überhaupt gar nichts bewirken, wenn jemand sie mit einem Menschen ausführen würde, der dieses Ritual nicht kennt, der nicht weiß, was es bedeutet. Die Handlung "wirkt" nur dann, wenn die beiden betreffenden Menschen dafür "empfänglich" sind, wenn sie dieser Handlung "Bedeutung" beimessen. Die Macht der Symbole liegt also in unserer "Resonanz" für ihre Bedeutung, sie ist vergleichbar der Macht der Worte beim Überzeugen oder Überreden.

 

Symbole wirken auf unsere Seele.

 

Bei einem magischen Ritual dagegen glaubt der Betreffende, daß die Handlung eine spezielle Wirkung ausübt, unabhängig davon, wen es betrifft; die Handlung wirkt "real". Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Wenn ich jemanden erschieße: Ob er nun an Gewehre glaubt oder nicht, ob er einem Gewehr Bedeutung beimißt oder nicht, er wird von der Kugel verletzt (oder gar getötet), wenn sie ihn trifft. In ähnlicher Weise glaubt derjenige, der ein magisches Ritual vollzieht, daß diese Handlung "real" etwas bewirken kann.

 

Astrologische Symbole: Symbole für die Eigenschaften des Lebens (des Lebendigen)

 

Die Symbole der Astrologie stehen für sehr komplexe Sachverhalte. Was sie verkörpern, kann man am ehesten durch einen Vergleich mit Märchen erläutern: Eigentlich sind Märchen sehr einfache Geschichten, die aber Kinder (und Erwachsene) sehr tief bewegen können. In den Märchen werden, auf symbolische Weise, grundlegende und allgemeine menschliche Erfahrungen geschildert, die wir alle, schon als Kinder, intuitiv verstehen können. Die angeborene Fähigkeit der Kinder, zuverallgemeinern, läßt sie in diesen Geschichten das jeweilige Prinzip erkennen: eine "Weisheit", ein "Gesetz der Natur (der menschlichen Seele)", ein moralisches Prinzip oder typische menschliche Eigenschaften.

 

In der Biologie, der "Lehre vom Lebendigen", ist es bis heute noch nicht möglich, eindeutig und erschöpfend zu definieren, was Leben genau ist. In den zwanziger Jahren versuchte der damals sehr bekannte Wiener Schriftsteller R. H. FRANCÉ, der in München ein privates biolologisches Forschungsinstitut gegründet hatte, eine "sinnverstehende", ganzheitlich denkende Biologie zu entwickeln, "um die vielfältigen Leistungen der Organismen zusammenhängend zu verstehen." . In seinem Werk "Bios" stellte Francé das Konzept einer solchen Biologie vor.

 

Francé versuchte in seinem Werk zu zeigen, daß man das Phänomen Leben durch eine kleine Anzahl allgemeiner Prinzipien charakterisieren kann, die für Leben generell zutreffen, unabhängig davon, um welche spezielle Gattung (Pflanze, Tier oder Mensch) es sich handelt: Grundnotwendigkeiten für die Existenz von Leben. Bei der Suche nach solchen Symbolen für die Eigenschaften des Lebens (des Lebendigen) stieß er auf die Symbole der Astrologie. Seiner Auffassung nach verkörpern die Bedeutungen, die in der Astrologie den Planetensymbolen zugrundeliegen, in ihrem Bedeutungskern solche Lebensgrundprinzipien.

 

So wie in den Märchen grundlegende Eigenschaften der menschlichen Seele symbolisiert sind, so sind in den Symbolen der Astrologie grundlegende Eigenschaften des Lebens allgemein symbolisiert.

 

In diesem Kapitel geht es mir, wie eingangs beschrieben, darum, den Zusammenhang zwischen astrologischen Deutungen (Typen) und der Stellung der Gestirne verständlich zu machen: Wenn also die Symbole der Astrologie Eigenschaften des Lebendigen verkörpern, was hat das mit der Stellung der Gestirne zu tun?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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